Gibt es eine Digitale Heimat?
Kann Heimat auch Digital sein? Hat das Internet ein Zuhause? Was macht den Unterschied aus im Zusammenhang mit dem Begriff Heimat? Die Idee zu diesem Artikel kam mir vor etwa einem Monat während eines Treffens mit Herrn Prof. Dr. Volker Ackermann und Sebastian Juli in der Geschäftsstelle der Düsseldorfer Jonges. Dort sprachen wir über die digitale Entwicklung der Jonges und diese in Verbindung mit dem Begriff Heimat.
Ich glaube, dass Heimat in erster Linie ein Gefühl ist. Wenn ich dienstagabends in den Henkelsaal komme und dort auf langjährige Heimatfreunde treffe, nehme ich die Umgebung wahr und begegne Emotionen. Dann weiss ich, dass ich angekommen bin. Das ist mein Gefühl von Heimat. Aber wo bleibt dieses Gefühl in der digitalen Welt?
Dabei möchte ich nicht Heimat vs. Internet gegeneinander ausspielen oder gewichten. In vielen Bereichen kann es zu einem freundschaftlichen Miteinander kommen. Natürlich ist das Abrufen von digitalen Erinnerungen nicht der Ersatz für die reale Umwelt. Es gibt aber eine Verbindung zwischen beiden und die digitale kann die reale gut ergänzen.
Beispielsweise beschäftigen wir uns schon länger im Vorstand mit der Frage, die zukünftigen Heimatabende auf Video aufzuzeichnen und diese per Videokanal im Netz verfügbar zu machen. Technisch ist das mittlerweile kaum ein Thema mehr, eher eines der Organisation und des Datenschutzes.
Wenn ich mir die Frage stelle, ob das Internet wirklich unseren Heimatabend ersetzen kann, muss ich klar mit Nein antworten. Das Netz kann unseren Heimatabend und Ähnliches nur ergänzen. Das Spannende im Netz ist aber die Erweiterung der Kontakte, die größere Chance, interessante Menschen kennenzulernen und sich u.a. in unserem Facebook-Forum auszutauschen. Schauen wir in diese digitalen „Lebensbegleiter“, sehen wir unsere Bekannte und Freunde virtuell und können, ohne diese aktiv anzurufen, an ihrem Leben teilhaben. Wie das jemand nun hält, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Auch der Blick auf das Thema Gemeinwohl sowie soziales Arrangement - das zeigen viele Studien - haben parallel mit dem Verhalten der Menschen in Internet. Zum Beispiel lässt sich klar belegen, dass Leute, die in sozialen Netzwerken aktiv sind, sich auch in der normalen Welt viel häufiger mit anderen Menschen treffen. Das zeigt auch, wie Menschen sich sozial engagieren. Leute, die einen Gemeinschaftssinn haben, haben den online wie offline.
Heimat, mal heruntergebrochen auf das von lokalen Nachrichten: Dort sehen wir, dass lokale Informationen im Internet ein Teil der Zukunft sind. Nachrichten werden immer lokaler. Das Print-Produkt ist aber in den Köpfen und Händen so verankert, dass der Bedarf noch eine Weile anhalten wird. Wie lange das anhalten wird, weiß ich nicht. Aber ich bin sicher, dass lokale Informationen, wie sie eine lokale Redaktion beschaffen kann, immer gefragt sein werden. Aber die Informationsbeschaffung und Verbreitung der lokalen Informationen steht im Mittelpunkt. Und das muss nicht zwingend auf Papier sein.
Die Jonges arbeiten heute schon crossmedial und nutzen u. a. Print wie „das TOR“ und Zeitungsartikel genauso wie das Internet (Homepage oder Facebook sowie Video, eventuell zukünftig auch das Aufzeichnen unserer Heimatabende. Wir Jonges werden informiert und erleben das, was im Heimatverein und an unseren Tischgemeinschaften passiert, digital.
Die eingangs gestellte Frage „Kann das Internet kann zur Heimat werden?“ darf jeder für sich beantworten. Für mich persönlich ist eines sicher, je mehr Inhalte und Erinnerungen wir im Netz ablegen, umso näher ist es uns und zukünftig auch ein Teil unserer Heimat.
Heimatliche digitale Grüße,
Timo Greinert