16. März 2018

Auf ein Wort

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Liebe Heimatfreunde,

 

vor einem gut bestückten Luxus-Grill, bei einem besonderen Event, in einem exotischen Auto oder auf dem Traumstrand eines weit entfernten Landes - sorgfältig arrangiert präsentieren sich viele Menschen in den sozialen Plattformen des Internets. Die Einzigartigkeit des Augenblicks zählt nur, wenn die entsprechenden Marken nicht fehlen und die passenden Bilder die Besonderheit des Individuums bezeugen. Die Singularität der Gesellschaft erfährt insbesondere durch die Digitalisierung einen neuen Schub. Auf der anderen Seite: Überforderungserkrankungen, Nationalismen, Populismus, die soziale Marginalisierung einer Unterklasse und die weitere Spaltung der Gesellschaft anhand finanzieller Möglichkeiten.

 

Gerade in Düsseldorf können sich Familien mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 3.200 Euro (Durchschnittseinkommen aller gesetzlich Rentenversicherten für 2018) selbst in früheren "Arbeitervierteln" nicht mehr die Anmietung einer familientauglichen Wohnung leisten, geschweige denn trotz Niedrigzins eine Immobilie erwerben. "Eliten" werden nicht mehr als solche anerkannt, sondern sogar gehasst. Denn "die da oben" denken eh nur an sich und versagen, wenn es darauf ankommt.

 

Doch was hält auch in diesen Zeiten eine Gesellschaft zusammen? Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Andreas Voßkuhle, mahnt in seinem lesenswerten Interview in der RP vom 6. Januar 2018 an, dass ein gesamtgesellschaftlicher Austausch zunehmend nicht mehr stattfindet. Er warnt vor "digitalen Echoblasen". In solchen wird mit Hilfe personalisierter Filter ein persönliches Informationsuniversum aufgebaut, in dem jeweils das besonders laut und ungefiltert "hallt", was den Einstellungen des Nutzers entspricht - auch Gerüchte, Welterklärungsmodelle und Verschwörungstheorien. Eine "Wut- und Hasskultur" wird in diesen Blasen immer neu verstärkt und nur selten hinterfragt. Voßkuhle rät daher zur Schaffung von sozialen Räumen, in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Milieus persönlich begegnen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Der erfolgreiche Unternehmer sei im Sportverein nicht mehr "Elite", sondern Kamerad.

 

Genau das geschieht in unserem Heimatverein mit seinen Mitgliedern aus 200 verschiedenen Berufen. Jeden Dienstag beim Heimatabend und noch mehr in den jeweiligen Tischgemeinschaften. Gerade unsere gemeinsamen, auf Außenstehende vielleicht manchmal auch "verstaubt" wirkenden Rituale schaffen eine besondere Verbundenheit. Angeregt durch gute Vorträge lässt sich auf dieser Basis diskutieren, streiten, aber auch wieder versöhnen und gemeinsam lachen. Unter Umständen ist das sogar die größte und wieder ganz moderne gesellschaftliche Errungenschaft unseres Vereins, die wir wahren und pflegen sollten. Teure Marken, gestellte Bilder und ferne Strände sind dafür gar nicht nötig. Wer möchte, kann dies ganz real, Woche für Woche und direkt vor der eigenen Haustür zum Jahresbeitrag von nur 50 Euro erleben.

 

Sebastian Juli