19. Oktober 2021

Carlsplatz

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Auf dem Carlsplatz ist Düsseldorfs ältester noch bestehender Wochenmarkt zu Hause. Hinter ihm liegt eine bewegte Geschichte erreicht, die man auf dem Weg zu einem Happyend haben sehen könnte, wenn sich in letzter Zeit nicht eine überraschende Entwicklung abzeichnen würde. Inzwischen ist der Markt auch zu einem Ort des Ausgehens geworden - mit Momenten, die mit dem eigentlich Carlsplatz wenig gemeinsam haben und eher wie eine Verlängerung der Altstadt wirken. Damit droht ein einzigartiger Markt zu etwas Austauschbarem zu werden.

 

Die Geschichte des Carlsplatz reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals entstand die Carlstadt und mit ihr auch der Platz, der unter französischer Herrschaft zunächst eine andere Funktion hatte: Er war Exerzier- und Paradeplatz. Diese Tradition setzten die Preußen im 19. Jahrhundert fort, auch bei ihnen war der Platz für die Soldaten gedacht. An diese Phase erinnert heute noch der Name der nahegelegenen Kasernenstraße. Parallel dazu entwickelte sich eine zweite Nutzung des Platzes. Er diente vier Mal im Jahr als Standort für einwöchige Jahrmärkte, außerdem spielte er für den Karneval eine zentrale Rolle.

 

Der nächste große Umbruch erfolgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das zeigte sich zum einen im Namen, der nun Karlplatz lautete, zum anderen im Angebot. Dort etablierte sich noch vor dem 1. Weltkrieg ein Handelsort für Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch und Backwaren. Der Karlplatz verdrängte damit in der Bedeutung den eigentlichen Marktplatz vor dem Rathaus.

 

Diese Bedeutung behielt der Karlplatz auch nach dem 2. Weltkrieg, was durch Modernisierungen wie die Glasüberdachung unterstrichen wurde. Der Carlsplatz (inzwischen wieder mit „C“ und „s“) genießt als Markt, der nicht auf ein oder zwei bestimmte Wochentage beschränkt war, einen Ruf, der durchaus mit dem des Viktualienmarkts in München zu vergleichen ist.

 

Gastronomie war dabei immer ein Bestandteil des Marktes. Man kam nicht nur zum Einkaufen, sondern auch um eine Suppe, Fisch, ein Würstchen oder Nudeln zu essen. Das aber war vor allem mittags oder vielleicht noch am späten Nachmittag/frühen Abend der Fall. Inzwischen ist das anders. Da gibt es Stände, an denen man auch Bier und Wein trinken kann und deshalb gerne länger bleibt. Unbedingt leiser oder charmanter ist es nicht geworden. Das ist eine Entwicklung, die nicht recht zum Platz passt und droht, ihn zu einem x-beliebigen Ausgehziel zu machen. Ein Trend, der irgendwann nicht mehr umzukehren ist. Mit Blick auf die Geschichte des Carlsplatzes sehen wir Jonges diese Entwicklung kritisch und fordern eine Debatte über die Ausrichtung des Platzes.

 

Euer Baas

W. Rolshoven