16. April 2021

Die Geschichte des Hofgärtnerhauses

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Das Hofgärtnerhaus hat wie so manche anderen Bauten im Ablauf der Zeiten, Glück und Unheil erlebt. Bei dem großen Bombardement im Frühherbst 1796 waren viele öffentliche und sakrale Gebäude schwerstens heimgesucht worden. Auch der hoffnungsfroh seinerzeit aufwachsende spätere „erste Sozialpark der Welt“, der Hofgarten, wurde durch die Artillerie des französischen Revolutionsheeres grausam in Mitleidenschaft gezogen. An die schrecklichen Zerstörungen durch die französischen Revolutionstruppen erinnern Briefe der Mutter Heinrich Heines, die damals noch Betty van Geldern hieß. Sie beklagte 1795 wehmütig die Vernichtung des Hofgartens und die Sprengung des Hofgärtnerhauses. Das schöne „Kavalierhaus“, wie es damals hieß, wurde ein Opfer der Beschießung. Kein Geringerer als Nicholas de Pigage, der Schöpfer des Benrather und Schwetzinger Schlosses, hatte dieses Hofgärtnerhaus errichtet. Es ähnelte mit seinen hohen Fernstern und Schlagläden dem Benrather Tuskulum. Doch dieses als Gärtnerwohnung dienende Bauwerk besaß darüber hinaus noch zwei Seitenflügel mit einer sie beide verbindenden inneren Rundung. 10 Jahre nach seiner Errichtung musste das Gebäude, wie sich die Maßnahmen wiederholen, um ein erhebliches Stück zur Rechten und Linken hin vergrößert werden, weil man dringend neue Gesellschaftsräume benötigte. Nur 14 Jahre hat jene Dienstwohnung des ersten Düsseldorfer Stadtgärtners Johann Christian Behrens bestanden, der hier auch eine vielbesuchte Gartenwirtschaft einrichtete, die sich in der Folge der größten Beliebtheit erfreute. Dann erfolgte die eingangs erwähnte Zerbombung des Hauses, über die die Bürger*innen so erbost waren, daß man Anno 1801 nach dem Luneviller Frieden schleunigst Kaspar Anton Huschberger mit dem Wiederaufbau dieses beliebten Hofgärtnerhauses beauftragte. Für die Düsseldorfer*innen war nach wie vor das Hofgärtnerhaus die begehrte Stätte fröhlichen Beisammenseins, bis die Gaststätte dann zum Ananasberg in den Hofgarten umsiedelte. In jenen Jahren begriff auch die Stadtverwaltung, hoffentlich ist das heute auch noch so, das dieses Hofgärtnerhaus im Hofgarten zum Ensemble gehört.

Es beherbergte in der Folge nacheinander Archivalien, Staatsbeamte, Künstler, bis es schließlich als Geräteschuppen herhalten musste. Als dann 1909 der Jägerhof in den Besitz der Stadt überging, wechselte dann das an der Grenze des Parks liegende Hofgärtnerhaus seinen Besitzer. Denn hier fand die Stadtbücherei bis zum zweiten Bombenhagel vom Pfingstsonntag 1943 eine treffliche Bleibe. In den fünfziger Jahren veranlassten die Düsseldorfer Jonges durch ihren seinerzeitigen Stadtbildpfleger Baurat Maes den Wiederaufbau gegen den Widerstand der Stadtplaner, denn das Hofgärtnerhaus ist nur mit Mühe der Spitzhacke entronnen und somit unserer Heimatstadt erhalten geblieben. Es gab ein hartes Ringen um das jetzt über 200 Jahre alte Gebäude zu erhalten. Das Goethemuseum fand dann nach dem Kriege dort vorübergehend ihre Heimstatt, bevor es zum Schloss Jägerhof umzog und dort am 30.6.1956 seine Tore öffnete. Danach fand das Theatermuseum dort ihre Heimstatt und soll in absehbarer Zeit in das Central am Hauptbahnhof umziehen.

Das Kuratorium des Theatermuseums lehnt eine Umsiedlung des Theatermuseums ab.
Das Kuratorium fordert die Stadt Düsseldorf auf, die Sanierung des Hofgärtner-Gebäudes als Teil des denkmalgeschützten Ensembles Hofgarten anzugehen.
Seit siebzig Jahren verbindet es Düsseldorfs Theatergeschichte mit der Theatergeschichte des Landes Nordrhein-Westfalens.

Deshalb fordert das Kuratorium die Verantwortlichen der Stadt Düsseldorf auf, mit dem Land NRW bezgl. einer Teil-Förderung des Theatermuseums durch das Land NRW in Kontakt zu treten.

Das Theatermuseum ist in dieser Form deutschlandweit, sogar europaweit einmalig und soll als Theatermuseum mit kleiner Spielstätte, als Treffpunkt mit kleinem Café (in Richtung Hofgarten und Gustaf-Gründgens-Statue/Schauspielhaus) ausdrücklich an diesem Standort zwischen Deutscher Oper am Rhein und Düsseldorfer Schauspielhaus verbleiben. Alle anderen Überlegungen beschädigen das Erbe Luise Dumonts und Gustav Lindemanns und beeinträchtigen die ansprechende Bewahrung der Theatertradition Düsseldorfs und NRWs an diesem besonderen Ort.

Die deutsche Theaterlandschaft ist seit 2015 anerkanntes Weltkulturerbe. Damit sind die bestehenden Strukturen ausdrücklich zu wahren und eine kulturpolitisch verantwortungsvolle Stadtgesellschaft wird sich dieses besonderen Erbes nicht nur immer wieder neu bewusst sein, sondern für künftige Generationen eine Bestands- und Entwicklungsgarantie seiner Theater und der theaternahen Einrichtungen als Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt verantwortungsvoll aufrechterhalten.
Ruhig ist es um das Hofgärtnerhaus geworden. Es ist ganz ruhig. Wer mit einer Stadtverwaltung umgeht, der weiß: Oft ist sie trügerisch, diese Ruhe.
Die Wogen der Erregung, die Oberbürgermeister Thomas Geisel mit seiner Verkaufsabsicht ausgelöst hat, haben sich geglättet. Ein Verkauf des unter Denkmalschutz stehenden sanierungsbedürftigen Hauses an der Kaiserstraße stehe nicht mehr zur Debatte, heißt es.

Beredtes Schweigen muss nicht verdächtig sein, kann aber. Geisel ist nicht nur bekannt für seine Soli, sondern auch für seine Leidenschaft, Ideen zu produzieren. Hat er insgeheim (wieder) eine?
Zuletzt haben die Düsseldorfer Jonges im Mai 2017 einen Verkauf des geschichtsträchtigen Hauses (1769-1770) „grundsätzlich abgelehnt. Mit diesem Gebäude, das Heines Mutter mal „das schöne Haus am Hofgarten“ genannt hat, haben sich die Jonges, wie bereits erwähnt, schon in den 50ziger Jahren befasst.
Zur Zeit hört man das eine internationale Schule Interesse bekundet. Auch ist die Komödie an der Steinstrasse als gemeinnützige GmbH im Gespräch.
Viele Düsseldorfer*innen wünschen sich eine Nutzung, von der auch die Bürger*innen etwas haben. Das hört sich gut an, aber: Vor einer Nachnutzung müssen die Handwerker ran. Allein die Sanierung des maroden Daches soll zwei Millionen Euro kosten. Wer bringt das auf? Im Haushaltsplan ist der Betrag jedenfalls nicht verankert.
Im Dezember 2019 werde man was hören, verlautet aus dem Kuratorium. Hat auch hier die Corona-Krise zugeschlagen? Was denn? Nicht nur ich bin auf Greifbares aus. Gewollt oder ungewollt: Am Ende dürfen die Sanierungskosten durch Nichtstun nicht noch höher werden.

 

Euer Baas

W. Rolshoven

 

Quellen

Archiv/Stadtgeschichte/Kuratorium Theatermuseum