Ein Dreiklang mit Oper am Wehrhahn
Beim gestrigen Heimatabend der Düsseldorfer Jonges im Henkel-Saal gab Dr. Alexander Fils, Vorsitzender des Planungsausschusses der Stadt Düsseldorf und Kommissionsvorsitzender für die „Oper der Zukunft“, einen tiefen Einblick in die aktuelle Debatte, die Wettbewerbsentscheidungen und die planerischen Hintergründe des Großprojekts.
„Kaum ein Thema spaltet die Düsseldorfer derzeit so sehr wie die Zukunft ihrer Oper – und genau deshalb wollen wir bei den Düsseldorfer Jonges nicht nur mitreden, sondern gut informiert mitdiskutieren“, sagte Dr. Reinhold Hahlhege zur Begrüßung. „Zwischen Denkmalschutz, Kostenexplosionen und architektonischen Visionen liegt die Frage, wie ein neues Opernhaus die Stadt kulturell, städtebaulich und emotional prägen soll. Mit Dr. Alexander Fils haben wir einen ausgewiesenen Kenner der Planungen eingeladen, der uns erklärt, was hinter den Entwürfen und Entscheidungen tatsächlich steckt.“
Marodes Opernhaus: Sanierung keine Option
In seinem Vortrag machte Ratsherr und Kommissionsvorsitzender Dr. Alexander Fils deutlich, wie kritisch der Zustand des bestehenden Opernhauses an der Heinrich-Heine-Allee ist. „Das Dach ist so beschädigt, dass es nur noch mit provisorischen Stahlstützen gesichert wird und ohne diese Behelfskonstruktionen das Haus sofort geschlossen werden müsste.“ Er erinnerte daran, dass unabhängige Experten bereits vor acht Jahren den baulichen Zustand untersucht und ein umfangreiches Gutachten vorgelegt haben. Demnach ließen sich zwar für knapp eine halbe Milliarde Euro die gröbsten bautechnischen Mängel beheben, doch blieben viele grundlegende Probleme ungelöst: Das Gebäude ist in den 1950er-Jahren nach damals gültigen Vorschriften entstanden – mit fensterlosen Büroräumen und mangels ausreichender Lastenaufzüge unzumutbaren Wegen für Mitarbeitende. „Solche Arbeitsbedingungen sind heute nicht mehr zulässig; ein saniertes Haus dürfte nicht nach alten Bestimmungen weiterbetrieben werden“, betonte Fils. Eine fehlende Probebühne führte momentan zu Kosten und Zeitverlusten durch die Fahrt zu einem weit außerhalbgelegenen Raum. Darüber hinaus erhöhe eine fehlende zweite Seitenbühne den Arbeitsaufwand und die technischen Risiken aktuell ebenfalls.
Standortdebatte als Balanceakt zwischen Tradition und Zukunft
Die Standortfrage für die neue Düsseldorfer Oper ist ein Balanceakt zwischen Tradition und Zukunft: Während der alte Standort an der Heinrich-Heine-Allee emotional bedeutsam ist, ermöglichen Fläche und Lage dort kaum die notwendigen baulichen Erweiterungen noch moderne Logistik und effiziente Betriebsabläufe. Das neue Areal 2 am Wehrhahn hingegen bietet nicht nur den nötigen Raum für ein zukunftsweisendes Kulturzentrum mit Oper, Jugendmusikschule und Musikbibliothek, sondern birgt das Potenzial, die Innenstadt städtebaulich zu beleben und aufzuwerten – eine Chance, die weit über das Musiktheater hinausgeht. Die Debatte ist auch gesellschaftspolitisch geladen, da Kosten und Nutzen kontrovers diskutiert werden, doch die klare Mehrheit der Fachleute und Planer sieht im Standort Wehrhahn die bessere Perspektive für Düsseldorfs kulturelle Zukunft.
Neubau als wirtschaftlich und technisch sinnvollere Lösung
CDU und Grüne haben festgelegt, dass der Kostenrahmen von einer Milliarde Euro nicht überschritten wird. Das neue Haus wird dann nicht nur den aktuellen Standards entsprechen, sondern auch eine zukunftsfähige Erweiterung ermöglichen – etwa zweite Seiten- und Probebühnen, bessere Logistikwege und experimentelle Studiobühnen, die eine größere künstlerische Vielfalt erlauben würden. „Mit dem neuen Opernhaus als Dreiklang aus Oper, Jugendmusikschule und Musikbibliothek schaffen wir an dieser Stelle einen Anziehungspunkt, der weit über den Kulturbetrieb hinauswirkt – ein gutes Gebäude kann einen ganzen Standort aufwerten, das ist der berühmte Bilbao-Effekt“, so Fils.
Der Siegerentwurf und seine städtebauliche Bedeutung
Im Mittelpunkt des Abends stand die Präsentation des Siegerentwurfs des norwegischen Architekturbüros Snøhetta Oslo AS für den geplanten Neubau auf dem Areal des ehemaligen Kaufhofs an der Tonhallenstraße. Der Entwurf ist nicht nur fehlerfrei bezüglich der Auslobungsunterlagen, sondern bietet im Städtebau eine Riesenchance. Er besticht durch architektonische Klarheit, funktionale Organisation und einen respektvollen Umgang mit der Stadtsilhouette. Der Baukörper orientiert sich in seiner Höhe an den umliegenden Kirchtürmen, die er deutliche unterschreitet. Er staffelt sich zu den Nachbargebäuden ab und setzt dennoch ein deutlich wahrnehmbares Zeichen für den Opernstandort. „Das führt zur gewünschten städtebaulichen Aufwertung in dem Bereich, wo nach dem Ende des Kaufhauszeitalters das Zentrum einen neuen Anziehungspunkt benötigt.“
Einladung zur öffentlichen Ausstellung
Zum Abschluss lud Dr. Fils die Zuhörer ein, die Modelle und Wettbewerbsbeiträge in der öffentlichen Ausstellung in der Oststraße 34 – gegenüber dem ehemaligen Kaufhof – zu besichtigen. Die Ausstellung ist wochentags abends bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Am Samstag, den 29. November 2025, führt Fils persönlich durch die Präsentation – sowohl um 17 Uhr als auch um 18.30 Uhr. „Unser Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern transparent zu zeigen, warum die Entscheidung für einen Neubau getroffen wurde – und wie die neue Oper künftig das kulturelle Gesicht Düsseldorfs prägen soll.“