19. August 2018

Kritischer Begleiter der Kommunalpolitik - 1961 bis 2018

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Stadtpolitik ist immer Bürgerpolitik. Entscheidungen fallen im Stadtrat immer auch nach Rückkopplung mit der Bürgerschaft. Manchmal greift sie verstärkend, manchmal auch korrigierend ein. Als eine für ihre Stadt engagierte Gruppierung verstehen sich die Düsseldorfer Jonges. Intensiv kümmern sie sich um die Stadtbildpflege und um die Erhaltung wertvoller Bausubstanz. Der Kampf um den Hofgarten war der Startschuss für eine fast zehn Jahre dauernde Auseinandersetzung mit Rat und Verwaltung., in deren Verlauf die Düsseldorfer Jonges erstmals aktiv in die Stadtpolitik eingriffen.



57 Jahre ist das her: Der Heimatverein will verhindern, dass der ‚Landskrone‘ genannte Teil dieses Parks auf dem Altar der autogerechten Stadt geopfert wird. Außerdem regt er an, den Hofgarten unter Naturschutz zu stellen. Und schon damals bezeichnet sich der Verein als ‚Bürgerinitiative‘ - lange bevor dieser Begriff populär wird.



Unter dem Motto ‚Rettet den Hofgarten‘ organisieren die Jonges gemeinsam mit weiteren Heimatvereinen am 15. Januar 1961 eine große Demonstration, die rund 10.000 Bürgerinnen und Bürger mobilisiert und große Aufmerksamkeit in der Presse findet. Die Demonstranten versammeln sich zu einer Kundgebung vor dem Rathaus und marschieren anschließend schweigend zum Hofgarten. Erstmals in ihrer Geschichte gehen die Düsseldorfer Jonges zum Protest auf die Straße. Mit Erfolg: Zwar gelingt es ihnen nicht, den Hofgarten unter Naturschutz zu stellen, aber der Stadtrat ändert seinen mehrheitlich gefassten Beschluss zur geplanten Verkleinerung der Landskrone.



„Seit jenen denkwürdigen Tagen verbietet eine Erhaltungssatzung jede Änderung in Düsseldorfs schönstem Park“, heißt es viele Jahre später in der Vereinszeitschrift ‚Das Tor‘ vom Mai 1996. Der Artikel erinnert an die erfolgreiche Großdemonstration der Düsseldorfer Jonges unter der Überschrift „Für alle Zeiten: Hände weg vom Hofgarten!“



Großes Aufsehen erregt 1968 die Protestkundgebung in der Rheinhalle gegen die geplante Neuordnung der Regierungsbezirke, als deren Folge Düsseldorf nicht länger Sitz eines Regierungspräsidenten geworden wäre.



Die Düsseldorfer Jonges machen den Weg frei für den Bau der Landesgalerie auf dem Grabbeplatz und setzen sich für den Erhalt des Carsch-Hauses ein. Gemeinsam mit den Bilker Heimatfreunden und der Aktionsgemeinschaft der Heimat- und Bürgervereine engagieren sie sich 1978 erfolgreich für den Neubau des nordrhein-westfälischen Landtags am Rhein und retten damit das alte Ständehaus (heute: Museum K21).



2013 kämpfen sie dafür, dass der Gustaf-Gründgens-Platzes nicht zugebaut werden darf, dadurch entstand das Bauvorhaben Kö-Bogen 2. Die Sichtachse zum Schauspielhaus blieb erhalten. Seit 2016 setzen sie sich für den Erhalt der noch vorhandenen ca. 14.000 Gaslaternen ein. Ein Ende ist noch nicht abzusehen.



Die Jonges verstehen sich als kritische Begleiter der Kommunalpolitik. Sie fühlen sich für das Gemeinwohl verantwortlich, auch wenn sie dafür kein offizielles Mandat besitzen. Mit der wachsenden Mitgliederzahl und ständig verstärkten gesellschaftlichen Kontakten erhält der Verein immer mehr Gewicht. Manche bezeichnen ihn als „Speerspitze des demokratischen Bürgerwillens" oder gar, wie Alt-Bundespräsident und Jonges-Mitglied Walter Scheel, als „Urzelle der Demokratie". Das sehen auch die meisten Kommunalpolitiker so. Weil es um das Wohl unserer Stadt geht.



Euer Baas
Wolfgang Rolshoven