16. September 2020

Rolly 75

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„Rolly... Ein Glücksfall für Euch“, sagt Mona Neubaur, die Landesvorsitzende der Grünen. Sie sagt es mit Überzeugung. Mit dem Glücksfall gemeint ist Wolfgang Rolshoven, seit 2012 unser Baas und zweifellos das Gesicht der Düsseldorfer Jonges. Er wird heute 75 Jahre alt und fühlt sich fit. Hat irgendwer Zweifel daran? Niemand.

Dass so viele Zeitgenossen bezeugen, er sei überall und an ihm komme niemand vorbei, ist als Kompliment gemeint. Es gilt für den Tag, es gilt auch für die Nacht. Für neue Ideen und das ewige Spielchen „Was gibt es Neues und wer mit wem, wie und warum?“ ist die Nachtzeit ganz gut geeignet. Hintergrundwissen, nennen es Journalisten. Wie und wo oder wann es erworben wurde, bleibt oft ein Geheimnis. Ohne dieses Wissen würden sich so manche Prozesse in Stadt und Region nicht erschließen.

Rolshoven ist ein Kommunikator, manche sprechen von einem Macher. Man spürt sofort: Da ist einer, der nicht nur zusehen, sondern gestalten will. Einer, der auf dem Fundament von gestern nach vorne denkt. Wenn er einer politischen Partei angehörte, wäre ihm ein Platz im Stadtrat wohl sicher. Rolshoven war aber nie Parteimitglied. Das macht ihn unabhängig und kritikfähig zu allen Seiten.

Partei ist er auf andere Weise schon. Der ehemalige Banker liebt Düsseldorf. Er liebt die Region, vermutlich liebt er sogar Köln. Irgendwie jedenfalls. Wer von der Rheinschiene als prosperierende Region spricht, kommt an Köln auch nicht vorbei.

Als Rolshoven 2012 zum Baas gewählt wurde, lag der Verein ziemlich danieder. Eine Vorstandskrise mit mehreren Rücktritten hatte Spuren nach innen wie nach außen hinterlassen. Interna wurden in der Presse breitgetreten. Sogar die Gerichte waren mit dem Fall der Jonges beschäftigt.

Damals zählten die Jonges 2500 Mitglieder, heute sind es 3400. Ein solcher Aufschwung in Zeiten, in denen es Vereine eher schwer haben, sucht nach Erklärungen. Die liefern viele Neumitglieder sozusagen frei Haus. Sie fühlten sich angezogen von einem Verein, der nicht nur Freundschaften pflegt, sondern mitreden und etwas bewegen will. Eine wichtige Stimme in der Stadt. Und das auf vielen Feldern: In Fragen der Stadtgestaltung, der Kultur, des sozialen Gefüges, der Wissenschaft und des Handwerks. Auch dort, wo es um die Chancen für junge Menschen geht oder um Menschen, die Hilfe brauchen. Der Glücksfall, von dem Mona Neubauer spricht, ist: Der Baas hat diesen Heimatverein in vielerlei Hinsicht neu positioniert und aufgewertet. Die Medien haben das schnell gespürt: Da ist einer, der was zu sagen hat. Das erklärt seine unvergleichbar große Medienpräsenz.

Der politische Kopf Rolshoven hat die Baas-Position neu definiert. Seine öffentlichen Stellungnahmen passen nicht jedem, das weiß er selbst. Wer vorne steht, bekommt immer als erster was ab, wenn es mal streitig wird. Genau das aber gefällt vielen Neumitgliedern. Streiten finden sie wichtig, wenn es um die beste Lösung geht. Oft bildet sich das Für und Wider in Wahlergebnissen ab. Auch beim Baas: Ein „Mister 100 Prozent“ (gemeint ist der Zustimmungsgrad bei Wahlen) wird Rolshoven nicht werden. Demnächst kann er´s austesten. Er möchte wiedergewählt werden.

Nach innen wie nach außen wird der Jonges-Vorstand als Einheit wahrgenommen. Das war 2012 nicht so. Diese Konsolidierung lässt sich messen: Wichtige Köpfe, übrigens männliche wie weibliche, treten bei den Jonges gern als Referenten oder Diskussionsteilnehmer auf, die Förderpreise des Vereins für den wissenschaftlichen oder handwerklichen Nachwuchs sind stark beachtet. Und wenn sich die Jonges etwa beim Konsularempfang international geben, dann hat der Verein sogar Diplomatenstatus.

Das alles schafft man nicht nur lächelnd oder mit leichter Hand. Es hat noch keinen Baas gegeben, der das Jonges-Haus wie einen Maschinenraum genutzt hat. Es brummt dort und mitunter qualmt es in der Mertensgasse sogar ganz gewaltig. Damit sind nicht allein die Schwaden des umtriebigen Rauchers Rolshoven gemeint. Oft genug ist die Mannschaft im Jonges-Haus dabei, wenn sich der umtriebige und auch oft ungeduldige Baas selbst zu überholen versucht. Wer da mitziehen will, muss gut bei Atem sein.

Gaslaternen, Schadowstraße, Köbogen 2, Oper-Neubau, die Zukunft der Kulturinstitute oder Denkmäler: Die Geschichtsschreiber werden später bei vielen Projekten auf die Jonges und den Namen Rolshoven stoßen. Nicht zuletzt auch bei dem Versuch, einen lokalen Beitrag zum Miteinander der Religionen zu leisten. Da laufen wirksame Prozesse ab, die aber nur Teile eines guten Ganzen sind. Noch wichtiger ist, dass die Jonges wieder in Form sind, dass Baas und Vorstand wieder uneingeschränktes Vertrauen genießen und ein verlässliches Netzwerk repräsentieren. Damit das auch jeder mitbekommt, hat das früher eher betuliche Magazin „das tor“ Profil bekommen, tummeln sich die Jonges auch in den sozialen Netzwerken. Trommeln á la Heinrich Heine. Man fühlt sich erinnert: Im Maschinenraum der Jonges in der Mertensgasse hat Jungspund Heine auch oft gewirbelt.

 

Autor: Ludolf Schulte