Wege in die Zukunft
Liebe Heimatfreunde,
Ungebrochen haben die Düsseldorfer Jonges eine hohe Anziehungskraft: Baas Wolfgang Rolshoven wird heute bei einem Heimatabend 58 neue Mitglieder begrüßen.
Gleich mit Beginn ihrer Mitgliedschaft nehmen die Neuen an einer „emotionalen Achterbahnfahrt“ teil. So hat der Präsident des hoch geachteten Neusser Bürger-Schützenverein, Martin Flecken, eine Diskussion bezeichnet, die in den eigenen Reihen abläuft. Landauf landab elektrisiert die sogenannte Frauenfrage in vielen gemeinnützigen Vereinen. Die Jonges sind dabei keine Ausnahme. Die Frage, ob ein Männerverein künftig Frauen aufnimmt, ist vielerorts eine Streitfrage, die da oder dort sogar mit Beleidigungen, Halbwahrheiten sowie indirekten und direkten Drohungen geführt wird. Flecken warnt gar vor möglichen Gräben in Freundeskreisen.
Solche Gefahren sieht auch der Jonges-Vorstand. Rolshoven rät deshalb zu Besonnenheit und Gelassenheit. In der Mitgliederzeitschrift „das tor“ hatten Sebastian Juli und sein Vorstandskollege Maximilian Schönauer gezeigt, wie es geht. Ohne zu verletzen hatten sie gegensätzlich Positionen markiert. Juli plädierte für die Aufnahme von Frauen, Schönauer dagegen. Nach Erscheinen des Magazins hatte sich Rolshoven in der Rheinischen Post positioniert: Vor zehn Jahren hatte er noch gegen die Aufnahme von Frauen votiert, inzwischen hat er seine Meinung geändert. Wie viele Vereinsmitglieder, so glaubt auch er heute, dass die Jonges mit Frauen noch stärker und erfolgreicher auftreten werden.
Der Glaube allein aber zählt nicht. Ende des letzten Jahres hatte der Jonges-Vorstand eine repräsentative Umfrage zur Zukunft des Vereins gestartet und dabei die Frauenfrage nicht ausgespart. Ergebnis: Die Mitglieder sind in dieser Frage gespalten. Ingo Kabutz, der diese Umfrage betreut hat, wird die Ergebnisse auf einem Heimatabend am 10. Januar vorstellen.
Grundsätzlich begrüßt der Vorstand die intensive Debatte und will sie noch befördern. „Wir wollen, wenn gewünscht, Diskussionsforen schaffen“, sagt Juli. Dabei geht es darum, das Für und Wider beider Meinungen sorgsam abzuwägen. Gute Argumente hätten beide Seiten, sagt der Vizebaas. Und eines bliebe ohnehin immer bestehen: „Die Tische entscheiden völlig frei, wen sie aufnehmen.“ Mehrere Tischbaase wollen ihr weiteres Vorgehen jetzt intern beraten und – möglicherweise – darüber auf einer Tischbaas-Versammlung Ende des Monats dem Vorstand berichten.
Alle wissen, was am Ende der Diskussion stehen wird: Entschieden wird die Frauenfrage auf einer Mitgliederversammlung. Mit der Einschränkung allerdings, dass dafür überhaupt ein Antrag auf Satzungsänderung gestellt werden müsste. Denn die Jonges sind laut Satzung ein reiner Männerverein. Wer das verändern will, braucht dafür eine Mehrheit von ¾ der abgegebenen Stimmen. Nach dem „normalen“ Fahrplan findet die nächste Mitgliederversammlung im April statt.
Inzwischen beschäftigt die Frauenfrage über Facebook hinaus auch die Medien in der Landeshauptstadt. Der Boulevard spricht von einer Kulturrevolution bei den Jonges. Da hält sich die Rheinische Post vergleichsweise zurück. Sie beschreibt das Pro und das Contra und lässt den Baas zu Wort kommen. Rolshoven will für eine Satzungsänderung überzeugen. „Das letzte Wort aber haben unsere Mitglieder“, so der Baas. Genau das wird er heute Abend um der Klarheit willen noch einmal betonen.
Autor: Ludolf Schulte